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  Suez: Das Ende der europäischen Weltreiche

Eric Margolis

 

Vor 60 Jahren war ich nach der Schule zuhause und saß in unserem Wohnzimmer im Westen des Central Parks in New York, las eine Geschichte Roms und hörte Dvoraks großartiges Cellokonzert, als der Sprecher der Radiostation WQXR unterbrach und bekannt gab, dass „israelische Truppen tief in die ägyptische Halbinsel Sinai vorstoßen.“

So begann der arabisch-israelische Suezkrieg 1956, ein Konflikt, der jetzt so gut wie vergessen ist, obwohl er für alle Beteiligten einen größeren historischen Wendepunkt bildete.

Algerien hatte sich gegen Frankreichs Kolonialherrschaft erhoben. Ein erbitterter Guerillakrieg tobte. Die sozialistische Regierung in Paris war zu arrogant, um einzugestehen, dass jemand gegen die Herrlichkeit französischer Herrschaft revoltieren könnte. Stattdessen gab Paris Machenschaften des nationalistischen starken Mannes Gamal Abdel Nasser in Ägypten die Schuld. Tatsächlich war die Rolle Ägyptens unwesentlich. 

Großbritannien glaubte, dass seine letzten verbliebenen Kolonien und Protektorate im Mittleren Osten – Irak, Kuwait, die Emirate, Oman, Libyen, Jordanien und sogar Saudiarabien – durch eine anwachsende Welle des arabischen Nationalismus bedroht wurden, angeregt durch Ägyptens feurigen Nasser.

Der neue Staat Israel war besorgt, dass Nasser tatsächlich die Araber vereinigen und sich für die kürzlich vertrieben Palästinenser einsetzen könnte.

Frankreichs Sozialisten unter der Führung von Guy Mollet übernahmen die Führung der Verschwörung mit Britannien und Israel, um den Suezkanal an sich zu reißen, den Nasser im Juli 1956 verstaatlicht hatte, um Nasser zu stürzen und über Ägypten eine französisch-britische Herrschaft zu verhängen. 

Ein geheimer Plan sah einen israelischen Einmarsch in die Halbinsel Sinai vor und ein faules französisch-britisches Ultimatum an Ägypten, das darauf angelegt war, zurückgewiesen zu werden. Dann würden die Briten und Franzosen Ägypten angreifen, nach Kairo marschieren und Nasser absetzen. Israel würde Sinai und Teile des Suezkanals besetzen.

Die britischen und französischen Imperialisten fragten sich nie, wie sie das dichtbevölkerte Ägypten besetzen würden, wo sie nicht einmal das viel weniger bevölkerte Algerien unter Kontrolle bringen konnten. Guy Mollet und der britische Premierminister Anthony Eden steckten beide noch tief in der Kolonialzeit: sie konnten nicht verstehen, dass die Welt sich geändert hatte. Und dass Britannien und Frankreich nicht mehr länger militärische oder wirtschaftliche Großmächte waren.

Inzwischen belieferte Frankreich insgeheim Israel mit großen Mengen moderner Waffen und nuklearer Waffentechnologie, die den Grundstock legte für Israels derzeitiges großes Atomwaffenarsenal, das auf 100-200 atomare Sprengköpfe geschätzt wird.

Eine bösartige Propagandaattacke unter britischer Führung wurde gegen Nasser gestartet und bezeichnete ihn als „Hitler am Nil“ und als Gefahr für die Menschheit. Wir hörten dann ähnliche Propaganda gegen die nachfolgenden Feinde der westlichen Mächte im Mittleren Osten: Gaddafi, Saddam, Ahmadinejad, Assad.

Der dreigeteilte Angriff auf Ägypten erwies sich als monumentales Fiasko. Paris und London wussten nicht, was sie tun sollten, nachdem ihre Soldaten den Kanal besetzt hatten. Der bombastische sowjetische Anführer Nikita Chrustschow drohte mit Atomraketen auf London und Paris, wenn sie ihren Einmarsch nicht stoppten. Nur Israel konnte einen militärischen Erfolg über die schwache ägyptische Armee verzeichnen – aber auch der war nur kurzlebig.

Ein nationaler Aufstand in Ungarn gegen die Sowjetherrschaft war am 23. Oktober 1956 losgebrochen. London und Paris beschlossen, in Ägypten einzumarschieren, als die Welt die erschreckenden Bilder von sowjetischen Panzern sah, die ungarische Freiheitskämpfer zermalmten.

Schlimmer noch, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Dwight Eisenhower war wütend, weil sein Land von den Briten und Franzosen wegen der geplanten Invasion nicht konsultiert worden war. Der normalerweise unerschütterliche Ike warnte London und Paris, dass er ihre Währungen zugrunde richten würde, wenn sie nicht sofort aus Ägypten abzogen.

Die zutiefst gedemütigten Briten und Franzosen zogen mit eingezogenen Schwänzen zwischen den Beinen aus Ägypten ab, während die Araber Spott und Hohn über ihre ehemaligen Herren schütteten. Anthony Eden und Guy Mollet standen da als die Narren, die sie waren. Ihre politischen Karrieren endeten in Schande.

Ihr Komplize Israel war nicht so schnell beim Abzug aus Sinai, das es so lange begehrt hatte. Nach längerem Zeitschinden zog Israel sich zögernd aus dem Sinai zurück, nachdem ihm Eisenhower befohlen hatte, abzuziehen ... oder sonst. Das war das letzte Mal, dass ein Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika imstande war, Israel Befehle zu erteilen. Nach 1956 wurde eine mächtige proisraelische Lobby gegründet, um sicherzustellen, dass Israel den Kongress, die Medien und die Mittelostpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika dominierte.

Israel richtete seine zukünftige strategische Aufmerksamkeit vom Sinai auf die von Jordanien beherrschte West Bank. Die Suez-Invasion machte Nasser zu einem Helden für die gesamte arabische und Dritte Welt. Amerika kam gleich an nächster Stelle, da die Araber die Vereinigten Staaten von Amerika als Befreier vom Kolonialismus betrachteten.

Aber Amerika sollte später sein eigenes Fiasko á la Suez und Demütigung unter George W. Bush erleiden, als dieser in den Irak einmarschierte. Im Mittleren Osten werden Lektionen selten gelernt, oder schnell vergessen.

 
     
  erschienen am 26. November 2016 auf > www.ericmargolis.com  
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