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  Die Vereinigten Staaten von Amerika ringen mit der Friedensoffensive des Iran

Eric Margolis

 

Der neu gewählte Präsident des Iran Hassan Rouhani verlor keine Zeit bei seinen Bemühungen, die 34 Jahre alte politische und wirtschaftliche Belagerung zu beenden, die die Vereinigten Staaten von Amerika und deren Alliierte gegen sein Land verhängt haben.

Präsident Obama, der gerade in der Sache Syrien auf dem falschen Fuss erwischt worden war, steht jetzt vor einer diplomatischen und Werbeoffensive des Iran, der er nur schwer widerstehen können wird. Amerikas Kriegspartei schäumt: ihre Träume von der Macht der Vereinigten Staaten von Amerika, die Syrien zerschmettern und dann den Iran, sind in Gefahr.

Seit eine Volksrevolution das von den Vereinigten Staten von Amerika installierte Regime von Schah Pahlavi 1979 verjagt hat, hat Washington die ganze Zeit über versucht, die islamische Republik des Iran zu stürzen.

Der Iran wurde isoliert, unter intensive wirtschaftliche und politische  Belagerung gestellt, wurde zum Ziel von Subversion und der von den Vereinigten Staaten von Amerika gestützten Invasion 1980 durch den Irak, die bis zu 500.000 Iraner tötete.

Die Kampfansage der Vereinigten Staaten von Amerika an den Iran wird der Öffentlichkeit immer als Bemühen vorgegaukelt, Teheran von der Beschaffung von Atomwaffen abzuhalten. Routinemässig wird der Iran beschuldigt, „Terrorismus“ und Subversion zu unterstützen.

In Wirklichkeit geht es bei der Feindseligkeit der Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber dem Iran hauptsächlich um Machtpolitik im alten Stil. 2003 liess der Aussenminister der Vereinigten Staaten von Amerika Colin Powell die Katze aus dem Sack, indem er zugab, dass ein paar Atombomben in den Händen des Iran die Möglichkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika „einschränken“ würden, in der Region Gewalt einzusetzen.

Die Kontrolle des Mittleren Ostens ist eine der Säulen der Weltherrschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben den Mittleren Osten seit 1945 beherrscht, wie ich in meinem Buch „American Raj – How America Rules the Mideast“ (Amerikas Reich – wie Amerika den Mittleren Osten beherrscht) genau beschreibe. Der islamische Iran trat nach 1979 als die mächtigste Herausforderung der Vormachtstellung der Vereinigten Staaten von Amerika in der Region und deren Kontrolle über deren Energie in Erscheinung.

Der Iran und das mit den Vereinigten Staaten von Amerika alliierte Saudiarabien haben einen bitteren Stellvertreterkrieg in Afghanistan, Zentralasien und Ostafrika geführt durch die Bewaffnung und Finanzierung von extremistischen Gruppen. Syrien ist das jüngste Beispiel. 

Washington und Israel haben das Thema Atomwaffen benützt, um den Iran zu isolieren und zu einem ausgestossenen Staat zu machen, sehr in der Art, wie es im 20. Jahrhundert mit Kuba gemacht worden war.

Es ist leicht zu vergessen, dass nahezu die gesamte iranische nukleare Energieindustrie unter sehr strenger Überwachung durch die UNO steht, nicht zu erwähnen die ständige Beobachtung durch westliche Geheimdienste und Israel. Im Gegensatz dazu verweigert Israel UNO-Inspektionen und unterhält ein beachtliches Arsenal von Atom- und Chemiewaffen.

Es ist auch leicht zu vergessen, dass die ursprünglichen Unterzeichnermächte des Atomsperrvertrages – die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, Britannien, Frankreich (und später China) – allesamt gegen die Zusicherung des Vertrages verstossen haben, ihre atomaren Arsenale rasch abzubauen und dann zu eliminieren. 

Der Iran unternimmt jetzt eine größere Anstrengung, um die Welt zu überzeugen, dass er keinerlei Ambitionen bezüglich Atomwaffen hat, beginnend mit seinem geistigen Führer Ayatollah Khomeini, der eine Fatwa erlassen hat, die alle Atomwaffen verdammt.

Bis jetzt reagieren die Vereinigten Staaten von Amerika, unter starkem Druck Israels, vorsichtig aber positiv.

Israel hat klar gemacht, dass es will, dass die Vereinigten Staaten von Amerika den Iran angreifen und seine atomaren und nichtatomaren militärischen Kapazitäten vernichten. Gleich wichtig, sagt Israel, ist die Notwendigkeit, die iranischen Wissenschaftler zu liquidieren.

Meine Quellen im Irak berichten, dass seit dem Einmarsch der Vereinigten Staaten von Amerika 2003 über 200 irakische Atomwissenschaftler und –Techniker auf mysteriöse Weise ermordet worden sind. Auch eine Anzahl von iranischen Atomleuten wurden mit Bomben ermordet, von denen weitgehend vermutet wird, dass sie das Werk der israelischen Spionageagentur Mossad sind.

Die logische weitere Vorgangsweise für die Vereinigten Staaten von Amerika ist es, die Angebote des Iran zu begrüßen und normale Beziehungen zwischen den beiden Mächten wiederherzustellen. Ein Iran, der mit der Aussenwelt verbunden ist, wird viel weniger Probleme machen als der verärgerte, verschreckte, belagerte Iran von heute.

Mehr noch, Washington hat in einem gewissen Ausmass begriffen, dass der Iran eine einflussreiche regionale Macht ist mit ihren eigenen legitimen Interessen. Wenn der Iran wirklich keine Ambitionen in Richtung Atomwaffen hat, dann ist der einzige Grund für Teheran, Strafsanktionen auf sich zu nehmen, nationaler Stolz. Der Iran braucht wirtschaftliches Wachstum, nicht Stolz.  

Wenn Washington wirklich Stabilität will und nicht nur Unterwerfung, dann sollte es die Angebote des Iran willkommen heissen.

Was den Beinahe-Kriegszustand zwischen dem Iran und Israel betrifft, so ist die Crux dieser Konfrontation das Fehlen eines Palästinenserstaates. Wenn Israel jemals einem derartigen existenzfähigen Staat zustimmt, wird die Feindschaft mit Teheran sofort nachlassen. Denken wir daran, dass ungeachtet der gegenseitigen Drohungen in den 1980ern Israel dem Iran heimlich Waffen der Vereinigten Staaten von Amerika um $5 Milliarden verkauft hat.

Israel hat die angebliche atomare Bedrohung durch den Iran benutzt, um Fortschritte in Richtung eines palästinensischen Staates zu behindern. Präsident Rouhani hat eine goldene Gelegenheit, die Tore zu einem Frieden im Mittleren Osten aufzubrechen.

 
     
  erschienen am 21. September 2013 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
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