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  Mali: eine weitere imperialistische “Erfolgs”geschichte

Jacob G. Hornberger

 

Manchmal dauert es Jahre, bis die nachteiligen Folgen der pro-imperialistischen, pro-interventionistischen Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika ans Licht kommen, lange nach der ursprünglichen Intervention, die sie erzeugt hat. Zu diesem Zeitpunkt werden viele Amerikaner die ursprüngliche Intervention vergessen haben, und Systemerhalter können sie dazu bringen zu glauben, dass die Geschichte mit den nachteiligen Auswirkungen der ursprünglichen Intervention beginnt und nicht mit dieser Intervention selbst.

Ein gutes Beispiel für dieses Phänomen ist der Iran. Amerikanische Systemerhalter sagen den Amerikanern, dass die Geschichte der schlechten Beziehungen zwischen Iran und den Vereinigten Staaten von Amerika zurückreicht in das Jahr 1979, als iranische Studenten Diplomaten der Vereinigten Staaten von Amerika als Geiseln nahmen und sie über ein Jahr lang gefangen hielten.

Das stimmt freilich nicht. Die Geschichte der schlechten Beziehungen zwischen Iran und den Vereinigten Staaten von Amerika begann nämlich rund 26 Jahre davor, im Jahr 1953. Damals stürzte die CIA den demokratisch gewählten Premierminister und installierte die brutale, ungewählte Diktatur unter dem Schah. Die CIA fuhr dann fort mit Ausbildung und Unterstützung der Geheimpolizei des Schah SAVAK, welche der Schah benutzte, um das iranische Volk in den folgenden 26 Jahren zu misshandeln, zu foltern und zu unterdrücken.

Aus diesem Grund revoltierten die Iraner endlich gegen die Tyrannei ihrer eigenen Regierung. Deswegen nahmen sie die Diplomaten der Vereinigten Staaten von Amerika als Geiseln. Sie waren wütend, weil sie unter einer grausamen und brutalen Diktatur ein Vierteljahrhundert lang leiden mussten, dank der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die ihr Experiment mit der Demokratie mit dem Staatsstreich der CIA zerstört hatte.

Leider wurde die Diktatur des Schahs durch eine andere Diktatur ersetzt, und nicht durch das demokratische System, das die CIA mit ihrem Staatsstreich 1953 zerstört hatte. Es überrascht nicht, dass viele Iraner davon überzeugt sind, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika alles mögliche unternimmt, um das zu erreichen, was sie 1953 erreicht hatte – einen Regimewechsel, durch den neuerlich eine Diktatur im Iran etabliert wird, die nach der Pfeife der Vereinigten Staaten von Amerika tanzt.

Manchmal allerdings manifestieren sich die nachteiligen Folgen der imperialistischen und interventionistischen Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika umgehend. Ein gutes Beispiel dafür ist jetzt im afrikanischen Land Mali zu finden.

Erinnern wir uns an Präsident Obamas humanitäre militärische Intervention in Libyen. Dort töteten Bomben und Raketen der Vereinigten Staaten von Amerika Menschen mit dem Ziel, denen, die Tod und Zerstörung überlebten, die Demokratie zu bringen. Machen Sie sich nichts draus, dass das Land jetzt verstrickt ist in alle Arten von Entführungen und Schießereien, wie etwa die New York Times schreibt. Nicht gerade ein Paradies.

Jedenfalls flüchteten nach dem Sturz des libyschen Anführers Muammar Gaddafi fremde Kämpfer unter dem Namen Tuareg, die Gaddafi unterstützt hatten, aus dem Land, nicht ohne eine Menge hochgradiger Waffen aus Gaddafis Arsenalen mitzunehmen, wie ein anderer Artikel in der New York Times ausführt.

Die Kämpfer kehrten zurück nach Mali, wo sie sich einem bewaffneten Aufstand gegen die demokratisch gewählte Regierung anschlossen. Sofort begann sich das Pendel in Richtung der Rebellen zu bewegen, dank den Waffen und Kampferfahrungen, die die Tuareg-Kämpfer mit sich gebracht hatten. 

Die Erfolge der Rebellen auf dem Schlachtfeld brachten einen Hauptman des Militärs von Mali namens Amadou Haya Sanogo dazu, einen Militärputsch gegen die Regierung Malis durchzuführen. Es scheint, dass der Hauptmann im Interesse der nationalen Sicherheit handelte, weil er glaubte, dass die zivile Regierung nicht in der Lage war, das Land vor den Aufständischen zu beschützen.

Das könnte ein Schlag gewesen sein für das Weltreich der Vereinigten Staaten von Amerika und dessen globalen „Krieg gegen den Terrorismus,” denn laut einem anderen Artikel in der New York Times über den Staatsstreich „unterhalten Mali und die Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten Jahren enge militärische Beziehungen im Rahmen des amerikanischen Antiterrorismus-Programms.“

Lieber Himmel, wer hätte das gedacht?

Dennoch könnte es nicht so schlecht für das Weltreich der Vereinigten Staaten von Amerika sein, denn raten Sie mal, wo Hauptmann Sanogo ausgebildet wurde. Richtig – in den Vereinigten Staaten von Amerika – vom Militär der Vereinigten Staaten von Amerika im Rahmen des „Krieges gegen den Terrorismus“! Es stellt sich heraus, dass Sanogo Sprachkurse für Englisch von 2004-2005 in der Luftwaffenbasis Lackland in Texas und einen weiteren 2008 in Fort Huachuca in Arizona besucht hat. Laut New York Times nahm er auch teil „am prestigeträchtigen Infanteriekurs der Armee in Fort Benning, Georgia, von August 2010 bis Dezember 2010.“

Und vergessen Sie nicht, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Militärdiktaturen liebt, weil diese „Ordnung und Stabilität“ in Länder bringen. Deswegen haben die Behörden der Vereinigten Staaten von Amerika Milliarden von Dollars in die ägyptische Militärdiktatur gesteckt und tun das weiterhin. Deswegen unterstützten sie auch die Militärdiktatur Musharrafs in Pakistan. Genau aus diesem Grund stürzten sie den demokratisch gewählten Präsidenten Guatemalas und installierten an seiner Stelle eine Militärdiktatur, nur ein Jahr, nachdem die CIA den demokratisch gewählten Premierminister des Iran durch die brutale Diktatur des Schah ersetzt hatte.  

Wieviel von diesem destruktiven Unsinn werden die Menschen Amerikas tolerieren, ehe sie endlich sagen „Jetzt reicht´s“? Was wird es brauchen, bis die Amerikaner endlich das imperialistische, interventionistische Modell abschaffen, nach dem unser Land handelt, und in unserem Land wieder eine verfassungsmäßige Republik errichten? 

 
     
  erschienen am 26. März 2012 auf > THE FUTURE OF FREEDOM FOUNDATION > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jacob G. Hornberger auf antikrieg.com  
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