HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
     
  Heiße Luft aus dem Iran verbirgt dessen Schwäche

Eric S. Margolis

 

Welche Art von Verteidigung könnte der Iran einem Angriff auf seine nukleare und militärische Infrastruktur durch Israel und/oder die Vereinigten Staaten von Amerika tatsächlich entgegenstellen?

Als erstes vergessen Sie alle Fernsehbilder von iranischen Raketen, die abgefeuert werden, und die Soldaten, die in Paraden aufmarschieren. Ihr Zweck ist es, die Moral im eigenen Land zu stärken. Ironischerweise haben die Medien des Westens sie benutzt, um die angebliche militärische Bedrohung durch den Iran herumzuposaunen. Ein größeres TV-Netzwerk in den Vereinigten Staaten von Amerika, nämlich NBC, verwendet ein eigenes Logo für seine Berichte aus dem Iran: „Bedrohung Iran.“

In Wirklichkeit ist der Iran trotz seiner Bevölkerung von 71 Millionen Menschen und ungeachtet des Reichtums an Erdöl militärisch ziemlich schwach. Der islamische Iran stand seit der Revolution 1979 unter zermürbenden militärischen und wirtschaftlichen Sanktionen unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika, in einer Reihe mit Nordkorea und Kuba. 

In der Folge war der Iran nicht imstande, den größten Teil seines aus den 1960ern/1970ern stammenden militärischen Bestandes zu modernisieren, der dem Schah von den Vereinigten Staaten von Amerika und vom Vereinigten Königreich geliefert worden war. Die altersschwache zivile Flugzeugflotte wurde ebenfalls schwer getroffen von den Embargos unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika, was zahlreiche Abstürze aufgrund von Materialermüdung und fehlenden Ersatzteilen zur Folge hatte.

Geschätzte 45 – 50% der kleinen, veralteten iranischen Luftwaffe ist außer Betrieb wegen fehlender Ersatzteile oder Reparaturmöglichkeiten. Die iranischen Piloten, deren letzter Kriegseinsatz während des irakisch-iranischen Krieges 1980 – 1988 erfolgte, haben bedenklich wenig Flugerfahrung. Der iranischen Luftwaffe fehlen moderne Radaranlagen und Ausstattung für Kommunikation und elektronische Kriegsführung. 

Der Kernbereich der iranischen Luftwaffe umfasst etwa 60 alte in den Vereinigten Staaten von Amerika gebaute F-14 Marinejets, F-4 Phantom Kampfflugzeuge aus der Vietnam-Ära und ein paar alte US F-5 Trainers. Der Iran verfügt auch über etwa 25 sowjetrussische Mig-29s, eine ähnliche Anzahl leistungsfähiger SU-24 und rund 20 veraltete chinesische F-7 Jagdflugzeuge. Die aus den Vereinigten Staaten stammenden Flugzeuge leiden alle unter Metallermüdung und stellen eine größere Gefahr für ihre unglücklichen Piloten dar als für einen Gegner.

Die iranische Badewannenmarine besteht aus ein paar kleinen Fregatten und drei modernen russischen Kilo-Klasse-Unterseebooten, die gut geeignet sind für seichte Küstengewässer. Die beträchtliche Anzahl von chinesischen Anti-Schiffs-Raketen, die vom Ufer, von Schiffen oder von Flugzeugen abgeschossen werden, könnten ein paar glückliche Treffer bei der mächtigen Marine der Vereinigten Staaten von Amerika oder bei Öltankern landen, nicht anders als die zahlreich vorhandenen Magnetminen. 

Jeder Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika gegen den Iran würde jedoch mit Überraschungsattacken durch Wellen von Cruise Missiles und Tarnkappenbombern gegen die iranischen Luftwaffenstandorte, Häfen und Kommunikationseinrichtungen beginnen. Die technisch überholten Luftabwehrsysteme des Iran würden durch Angriffe mit Raketen und elektronische Waffen außer Gefecht gesetzt.

Die grundlegende Methode des Iran für Gegenangriffe wären Kommandoaktionen gegen Stützpunkte der Vereinigten Staaten von Amerika in der Golfregion, Afghanistan, Pakistan und möglicherweise gegen saudiarabische Erdölanlagen. Derlei Angriffe würden jedoch keine Entscheidung herbeiführen oder die Richtung der Konfliktaustragung ändern. Der Iran würde beschossen, bis die Angreifer beschließen, damit aufzuhören.

Die Behauptung des Iran in der letzten Woche, er könne vorbeugende Angriffe gegen potentielle Angreifer durchführen, ist nicht glaubwürdig. Dem Iran fehlen einfach effektive, langstreckentaugliche Kapazitäten, um entweder Israel oder Stützpunkte der Vereinigten Staaten von Amerika in der Region außer Gefecht zu setzen. Seine Kurzstreckenraketen könnten Basen der Vereinigten Staaten von Amerika im Golf einigen Schaden zufügen. 

Die iranische Mittelstreckenrakete Shahab-3, von denen Teheran angeblich ziemlich viele besitzen soll, hat Angriffspotential – aber nur, wenn sie mit einem atomaren Sprengkopf ausgestattet ist – laut Angaben der Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika besitzt der Iran aber keinen. Einen atomaren Sprengkopf in der kleinen Spitze der Shahab unterzubringen und sicherzustellen, dass er die gewaltigen g-Kräfte und Hitze überstehen wird, ist ein größeres technisches Problem, das nach allgemeiner Auffassung jenseits der derzeitigen Möglichkeiten des Iran liegt.

Ohne atomare Sprengköpfe taugen die nicht besonders genauen Shababs nicht viel mehr als Saddam Husseins lächerlich ineffektive Scuds im Jahr 2003. Einige auf Israel abzufeuern würde umgehend vom Frühwarnsystem der Vereinigten Staaten von Amerika erfasst, das mit Israel verlinkt ist, und möglicherweise dazu führen, dass Israel nukleare Angriffe unternimmt.

Wer kann sagen, ob eine ankommende Rakete mit einem konventionellen oder nuklearen Sprengkopf ausgestattet ist? Israel braucht nur seiner eigenen Propaganda über die angeblichen nuklearen Potentiale des Iran zu glauben.

Der Iran könnte einer Bodeninvasion unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika heftigen Widerstand entgegensetzen, aber das Pentagon macht klar, dass es nach den Debakeln in Afghanistan und Irak nichts dergleichen im Sinn hat. Die Luftmacht der Vereinigten Staaten von Amerika wird diesen Konflikt austragen, wenn es dazu kommt.

     
  erschienen am 24. Februar 2012 auf > www.ericmargolis.com > Artikel auf HUFFINGTON POST  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt