HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
  China an die Vereinigten Staaten von Amerika: Schluss mit dem Währungsmonopol

Eric S. Margolis

Eines Tages ließ der König von Babylon seinen Schatzmeister holen und rief: „Ich brauche mehr Geld, um Krieg gegen diese hethitischen Terroristen zu führen! Ich habe in der Schatztruhe nachgesehen, aber die ist fast leer. Nur ein paar Goldmünzen sind noch da,“ donnerte er. „Oh Licht des Euphrat,“ sagte sein erschrockener Minister unterwürfig, „wir haben kein Gold mehr. Deine Kriege sind zu teuer geworden.“

„Aber ich weiß eine Lösung, Durchlauchtigster. Wir werden die Goldmenge in unseren königlichen Goldmünzen verkleinern und dadurch länger auskommen. Niemand wird es bemerken.“ 

Zeitsprung nach Washington im Jahr 2010. Es heißt nicht mehr „Falschmünzerei“. Heute heißt das Verderben der Währung eines Landes „Quantitative Erleichterung (QE)“, aber es ist immer noch der gleiche alte Betrug, begangen von betrügerischen Finanzleuten.

Washington überflutet die Finanzmärkte mit 600 Milliarden wertloser Dollars in der Hoffnung, dass eine höhere Flutwelle von Monopolgeld Amerika irgendwie aus der Rezession heraus heben wird. Der erste Versuch einer QE durch die Notenbank war kläglich gescheitert.

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika heizt eine weltweite Inflation an, um ihre Außenstände dadurch zu senken, dass sie ihre Gläubiger mit abgewerteten Dollars bezahlt. Der Rest der Welt wird immer wütender auf Washington.

Gerade vor dem G20-Gipfel in der letzten Woche in Südkorea senkte die chinesische staatliche Kreditagentur öffentlich das amerikanische Kreditrating und stellte die Führerschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in der Weltwirtschaft in Frage.

In einer unvorhergesehenen schmerzhaften Zurechtweisung rügte China Washington wegen „Verschlechterung der Rückzahlungsfähigkeit“ und sagte voraus, dass Quantitative Erleichterung zu einer „grundlegenden Beeinträchtigung der nationalen Zahlungsfähigkeit“ führen würde.

Wow! Das war ein wirklicher Schlag ins Gesicht, der rund um die Erde gehört wurde. China hält den größten Anteil an den Schulden der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich kann mich noch an die Tage erinnern, als die New Yorker Finanzleute zweifelhafte Aktien oder Anleihen spöttisch als „Chinesische Papiere“ abtaten. Jetzt sind es „Amerikanische Papiere.“ Wie hat sich doch die Welt geändert.

Washington hatte China abgekanzelt wegen der Manipulation seiner Währung, um deren Wert tief zu halten – was ganz den Tatsachen entspricht. Peinlicherweise beschuldigten Deutschland und Brasilien die Vereinigten Staaten von Amerika gerade, die Währung mindestens so sehr zu manipulieren wie China – was ebenfalls ganz den Tatsachen entspricht.

Ein abgewerteter Dollar fördert Exporte der Vereinigten Staaten von Amerika und benachteiligt Länder, die in die Vereinigten Staaten von Amerika exportieren. Wirtschaftswissenschaftler nennen das „den Nachbarn an den Bettelstab bringen,“ eine destruktive Handelspraxis, die in der Weltdepression der 1930er Jahre eine zentrale Rolle spielte.

Diese Geldflut untergräbt den Wert des Dollars, der wichtigsten Handelswährung der Welt. In den letzten zwei Monaten verlor der US-Dollar 6% gegenüber anderen Währungen. Verängstigte Investoren setzen auf Gold, das in 60 Tagen um 17% gestiegen ist.

Die Regierung Obama, die gerade bei den Zwischenwahlen von den Wählern „vermöbelt“ wurde und verzweifelt versucht, die Arbeitslosigkeit zu senken, setzt darauf, dass mehr Schuldenschocktherapie die Wirtschaft zurück ins Leben rufen wird. Aber massive unhaltbare Schulden verursachten den finanziellen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2008.  

Die Staatschulden der Vereinigten Staaten von Amerika haben die stratosphärische Höhe von $ 14 Billionen erreicht. Man behandelt einen Vergifteten nicht mit noch mehr Gift.

In Panik geratene Politiker sind jedoch bereit, jede Art von wirtschaftlicher Quacksalberei ins Spiel zu bringen, um ihre Haut zu retten. Vor 2007 lebte Amerika in trügerischen finanziellen Höhen. Die Finanzwirtschaft war zu Amerikas führendem Wirtschaftszweig geworden. Diese Tage sind vorbei, aber niemand getraut sich, das den Wählern zu sagen.

Außer dass sie Wechselkurse und Handel weltweit destabilisiert, ergießt sich die Geldflut Washingtons in sich entwickelnde Märkte, wo amerikanische Investoren hinter höheren Gewinnquoten her sind als die jämmerlichen 0,03% im eigenen Land.

In den 1980ern sahen wir, wie zerbrechliche asiatische Wirtschaften übel zugerichtet wurden, als Investitionskapital aus den Vereinigten Staaten von Amerika hineinflutete, dann hinaus. Das passiert jetzt wieder, treibt die Währungen vieler Länder in die Höhe und beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte. Barrieren gegen Investitionen werden in die Höhe gezogen von China bis Brasilien.

Präsident Obama hat einen furchtbaren Sauhaufen von der Bush-Administration geerbt. Wie auch immer, seine starrköpfige wirtschaftliche Reaktion untergräbt die Weltwirtschaftsordnung. Die Währung eines Landes steht als Symbol für Stärke und guten Ruf höher als seine Fahne. Den US-Dollar in den Graben zu fahren, der das Weltfinanzsystem sein 1945 beherrschte, könnte am Anfang vom Ende der amerikanischen Ära stehen. 

Das ist es, was die amerikanische Delegation beim G20-Wirtschaftsgipfel in Seoul, Südkorea zu hören bekam. Obamas Wirtschaftspolitik, besonders seine Versuche, die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Aufputschmittel größerer Defizite zu stimulieren, wurden von anderen Mitgliedern der G20 ohne Umschweife zurückgewiesen und kritisiert.

Andererseits gab es in der vergangenen Woche in Washington ein unübliches Aufblitzen von Gemeinsinn. Eine spezielle vom Präsidenten einberufene überparteiliche Kommission zur Reduzierung des nationalen Defizits schlug Einsparungen der Bundesausgaben in der Höhe von $4 Billionen vor.

Alle politischen heiligen Kühe kamen zum Handkuss. Die größte: das Militärbudget in der Höhe von $700 Milliarden. Ein Drittel der Militärbasen der Vereinigten Staaten von Amerika sollten nach den Vorschlägen dieser Kommission weltweit geschlossen werden. Es würde Einsparungen bei Sozialhilfe und Wohnbeihilfen geben, Steigerungen des Pensionsalters, ein Ende für lokale Prestigeprojekte von Politikern. Die Steuern würden steigen.

Das Aufheulen hat bereits begonnen. Leider erscheinen derlei unpopuläre drastische Ausgabenkürzungen höchst unwahrscheinlich, zumal im neuen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika Republikaner und Demokraten sich gegenseitig blockieren werden. Amerika würde einen wirtschaftlichen Diktator brauchen, um die Pläne der Kommission voll in die Tat umzusetzen.

Es scheint also, dass die Vereinigten Staaten von Amerika weiter unter einer unhaltbaren Schuldenlast dahintaumeln werden, während die Weltwirtschaft vermehrt unter Schocks und Aufruhr leiden wird.

Mehr Imperien sind durch finanziellen Kollaps zu Fall gebracht worden als durch Invasionen oder Niederlagen auf dem Schlachtfeld. Die einst mächtigen Vereinigten Staaten von Amerika taumeln in diese Richtung.

 
     
  erschienen am 13. November 2010 auf > ericmargolis.com > Artikel  
     
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt